Trotz der zweihundertjährigen Forschungsgeschichte nach seiner Wiederentdeckung bestehen rund um das künstliche Pigment Ägyptisch Blau noch komplexe Forschungsdesiderate, nicht zuletzt aufgrund des weitgehenden Fehlens von altorientalischen, antiken oder auch mittelalterlichen kunsttechnologischen Anleitungen. Modernen Laborexperimenten zufolge geschieht die Synthese durch Sintern oder Aufschmelzen einer Mischung von Quarzsand, Kalkstein, Kupfererz und schmelzpunktsenkendem Flussmittel bei Temperaturen zwischen 850°C und 1000°C in oxidierender Ofenatmosphäre. Mittels bildgebender Ramanspektroskopie konnten Verbindungslinien zwischen einem frühmittelalterlichen Wandmalereifragment aus St. Peter ob Gratsch in Südtirol (Norditalien) und römisch-kaiserzeitlichen Pigmentkugeln aus Aventicum und Augusta Raurica (Schweiz) mit in römischen Quellen um die Zeitenwende erwähnten, als auch durch archäologische Grabungskampagnen belegten Produktionsstätten in den Phlegräischen Feldern in Kampanien (Süditalien) herausgearbeitet werden.