Früh- bis spätmittelalterliche Stuckausstattungen verkörpern ein regionales, da an abbauwürdige Gipsvorkommen korreliertes kunsttechnologisches Spezifikum. Aufgrund der beschränkten Kontrollmöglichkeiten über die Brandparameter prägt derartige Hochbrandgipse ein Phasengemisch aus verschiedenen Anhydritstufen. In der gealterten Gipsmatrix nicht oder nur teilweise hydratisiert erhaltene Brenngutkörner dienen anhand der Morphologie der Anhydritkristalle der groben Einschätzung der zumindest lokal im Ofen bzw. im stückigen Brenngut erreichten Temperaturwerte. Einzig die Ramanmikrospektroskopie ermöglicht die kornspezifische Bestimmung der Hitzeeinwirkung über den Grad der sich im Ramanspektrum abbildenden thermischen Beeinträchtigung der Thermoanhydritphasen sowie gleichzeitig auch deren Unterscheidung von primärem Anhydrit aus der Gipslagerstätte.