Zusammensetzung und Eigenschaften historischer Mörtelmischungen resultieren aus der Adaption zeitbedingter technischer Möglichkeiten an lokal verfügbare Rohstoffe. Bereits in vorindustrieller Zeit werden Schlackenabfälle aus der Erz- oder auch Glasverhüttung regional als Mörtelzuschlag verwertet. Mit der Etablierung der leistungsfähigeren Hochöfen zur Eisengewinnung findet granulierte Hochofenschlacke im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts Eingang in die Mörteltechnologie. Hüttensand besitzt in Abhängigkeit von chemischer Zusammensetzung und Glasgehalt latent hydraulische Eigenschaften, wobei eine alkalische Anregung über den gelöschten Kalk oder hydratisierenden Portlandzement erforderlich ist. Chemismus, Petrographie und Morphologie von im Mörtelgefüge reliktisch erhaltenen Schlackepartikeln erlauben aufgrund modifikationsspezifischer Bildungstemperaturen und Stabilitätsbereiche der konstituierenden Phasen Rückschlüsse auf Prozesstemperaturen als auch Abkühlungsverlauf und damit die Rekonstruktion der technologischen Fertigkeiten in der Eisenverhüttung.